Wiens widerborstige Wildenten

Auf der abendlichen Schönbrunnrunde. Ein Wildentenpärchen sitzt gemütlich mitten am Weg, alle Spaziergänger weichen freundlicherweise großräumig aus. Nun kommt ein Streifenwagen langsam des Weges. Wieder weichen alle aus. Nur die Enten nicht. Die schauen der Choreographie interessiert zu. Der Wagen hält. Dem Gefieder ist das aber reichlich egal. Die Polizisten schauen die Enten an, die wiederum den Einsatzwagen. Keiner rührt sich. Gegenseitiges Belauern. Nach einer gefühlten Ewigkeit folgt das Unausweichliche: Es kommt zur Amtshandlung.
Die Beifahrertür geht beherzt auf, ein hochmotivierter Gesetzeshüter schreitet zur Tat. Strammen Schrittes geht er auf die beiden Widerborste zu. Es folgen intensive, raumgreifende Flatterbewegungen begleitet von einem eindringlichen „Husch husch“-Gequake. Doch das alles zeigt keinerlei Wirkung.
Nein, die Tierchen sind nichteinmal unbeeindruckt von dem Gehampel. Sie wähnen die Darbietung wohl als misslungenen Flugversuch und quittieren es mit zurückhaltender Ignoranz. Lachen wäre unter ihrer Würde. „Wir sind ja keine Hühner nicht!“ denken sie insgeheim. Das Exekutivorgan ist immer noch motiviert bis in die Haarspitzen, es ist also gezwungen, zu härteren Maßnahmen zu greifen. Der Polizist geht gezwungenermaßen in den Infight.
Er bäumt sich auf und geht dann in die Knie. Kurz bevor die langen Arme des Gesetzes die Enten zu fassen kriegen, lässt sich das Pärchen dann doch noch dazu bewegen, den Weg für den Streifenwagen frei zu machen. Man will ja nicht so sein. Schnell huscht der Nachwuchs-Konrad-Lorenz ins rettende Vehikel und die Fahrt kann fortgesetzt werden.

L’amour- und Lavoir-Hatscher

Eines der schönsten Worte, die das Wienerische im Portfolio hat, ist „L’amour-Hatscher“. Es umschreibt wunderbar das eng umschlungene Tanzen zweier sich sehr zugeneigten Menschen, die zu langsamen Takten sehr nahe an sich rankommen, ohne dass es zum Äußersten kommt. Wenngleich dies in dem meisten Fällen – zumindest einseitig – sehr wohl Sinn und Zweck bzw. Ziel der ganzen Übung ist. Dem ganzen Treiben liegt eine gewisse Eleganz inne, natürlich in Abhängigkeit der Tanzkünste der Ausführenden, wobei hier durchaus eine gewisse Bandbreite zu beobachten ist.
In Sachen Eleganz muss man jedoch beim „Lavoir-Hatscher“ schon genauer hinschauen. Obwohl, lieber nicht. Hier handelt es sich um den eher hektischen, vielmals auch recht unkontrollierten Versuch, sich der rettenden Lavoir zu nähern, um sich dort des Mageninhaltes zu entledigen, welchen man mit erheblichen Mengen alkoholischer Getränke ein wenig aus den Angeln gehoben hat. Auch hier ist das innige Umarmen ein wichtiger Bestandteil des Geschehens.
Es soll auch schon vorgekommen sein, dass an einem Abend sogar beide Hatscher von ein und derselben Person zur Anwendung gekommen sind. Hier ist jedoch die eindeutige Tendenz festzustellen, dass ein erfolgloser L’amour- eher einem Lavoir-Hatscher vorausgeht als umgekehrt.
Mir ist leider keine Statisik bekannt, welche der beiden Hatscher generell öfter von Erfolg gekrönt ist. Was jedoch gesichert scheint, ist die Tatsache, dass sich in diesen und jenden Fällen am nächsten Tag ein großes Bereuen gezeigt hat. Manche lernen daraus. Andere wiederum sind spätestens eine Woche später wieder hatschend angetroffen worden, den einen oder anderen oder gar beide Hatscher ausführend.

Ei ist Zeit.

Bald ist Ostern. Und alle scheinen nur eines im Kopf zu haben: Eier. Gefärbt, gekratzt, ausgeblasen oder verbacken, verkocht oder gegrillt. Das Faszinosum Ei treibt alljährlich sonderbare Blüten. Hier habe ich einige aus dem heurigen Jahr zusammengesucht.

Ostern klopft an die Tür und unweigerlich beginnt auch überall der Wettbewerb, wer denn das größte Ei hat. Hier im Bild sehen wir einen der aktuellen Favoriten.

Vorne mit dabei, wenn’s um geschmackvolle Deko geht: Die Cineasten. Hier ein – unschwer erkennbar – Fan der James-Bond-Serie.

Dass derlei Eier nicht einfach im Supermarkt um die Ecke oder beim Bauern nebenan zu holen sind, ist auch klar. Die Frage, woher man derart große Eier bekommt, ist aber einfach beantwortet: Es gibt dafür eigene Shops, die mit eigenen Zunftzeichen auf sich aufmerksam machen.

Dort findet sich für jeden Lebensbereich das passende Ei. Sogar die Gartenmöbelbranche ist beim lukrativen Eiertrend aufgesprungen. So kann man auch seinen (Vor-)Garten formschön in Szene setzen.

Aber, wie könnte es anders sein, es gibt, wie bei allen Trends, natürlich auch wiederum Leute, die dann doch ein bisschen übertreiben.

Wenn Naschen zum Verhängnis wird.

Abends, beim Fernschauen. Die Dame hat vom letzten Swedy abgebissen.
Abgebissen!
Sie hat es nicht auf einen Sitz verputzt.
Und jetzt liegt es neben mir.
Neben mir.
Keine 50cm von mir entfernt.
Ich darf es mir aber nicht schnappen.
Weil eine Sekunde später will sie es fertig essen.
Es liegt schon eine Stunde da.
Eine Stunde.
60 Minuten.
Mehr als 60 Minuten sogar.
Aber sie ist halt die Dame des Herzens.
Sie hat noch keines gehabt.
Ich schon.
Und sie spürt es, wenn ich das Ding verdrücke.
Genau in der Sekunde fordert sie den Rest ein.
Und dann bin ich wieder der Frissling.
Der ich eh immer bin.
Aber ich bleibe stark.
Noch.
Sie hat sich jetzt Gummibärchen geschnappt.
Da kann ich bissi mitnaschen.
Das verschafft mir ein wenig Zeit.
Das halberte Swedy scheint mir zuzuwinken.
Hmmmpf.
.
Der Stundenzeiger hat ein weiteres Ründchen gedreht.
Ich gehe aufs Ganze und ringe mich zur Frage durch: „Magst noch das restliche Swedy?“
Sie brummelt ein schlaftrunkenes „Nein“. aus der Fernsehdecke hervor.
In Sekundenbruchteilen stülpe ich mich über den kleinen Fettziegelrest und mümmle ihn genussvoll runter.
Ihr „Vielleicht später.“ erreicht mein Trommelfell zum selben Zeitpunkt, an dem der feine Swedyrest der Speiseröhre entschwunden war.

Der Bählauch

Der Läuche gibt es sonder Zahl,
verfeinern auch so manches Mahl.

Nun, der Namensstammesvater
macht auf’ Gaumen kein Theater.

Der Schnitt, der ist da sorgenfrei
auf Supp‘, Salat und Brot dabei.

Der Knob, je nach Rezeptes Wille,
kann scharf und auch Vanille.

Der Bär, der grad so eifrig blüht
ist der, mit dem die Nas‘ sich müht.

Doch nicht nur die, das feine Aug’
sieht in dessen Überall kein’ Taug.

Pesto, Suppe, Knödel, Tascherl,
überall ist er das Mascherl.



Denn kaum frühlingt es im Garten,
bärt es auf den Speisekarten.

Wohin man schaut, es tut fast weh,
mir ist er nicht Bär, mir ist er bäh.