Selten, aber doch gern gesehen: das Beethoven-Häusl. Manche nennen es auch „Das Fünfer-Arrangement“.

Dem geneigten Wirtshausgehern – an dieser Stelle mus sich leider dem größeren Teil der Wirsthausgeher*innen mein Bedauern aussprechen, von diesem architektonischen Kleinod im Regelfall ausgeschlossen zu sein – eröffnet sich dann und wann das wunderbare Vergnügen, eines Beethoven-Häusels ansichtig zu werden. Manche nennen es auch: das Fünfer-Arrangement. Wer jetzt ob seiner mathematischen Vorkenntnisse beim Studium der obigen Abbildung Einspruch erheben mag, tut dies aus Sicht von Adam Riese wohl zurecht, lässt aber ein kleines Manko im Bereich der musischen Bildung aufblitzen – drum Obacht beim zu flotten Urteil.
Es verhält sich nämlich so, dass dem, dem Wasserabschlagen zugewiesenen Bereich der Herrentoiletten in Gastronomiebetrieben gerne eine kleine Auswahl an passend geformter Keramik dargeboten wird, bei der auch auf die Wuchshöhe der Wasserabschlager und Wasserabschlagsvorrichtungen geachtet wird. Was natürlich von jenen löblich goutiert wird, die an Jahren oder auch Körpergröße (noch) nicht besonders große Fortschritte gemacht haben. Vielleicht spekuliert ja so manche Gastrom*in auch damit, dass sich – aus welchen Gründen auch immer – Tom Cruise oder Danny DeVito mal als Gast einfinden mag und dann, ja dann, dann wäre es doch peinlich, wenn man dem im Gastraum noch strahlenden Weltstar grad beim dringend notwendigen Strahlen klar macht, dass er anderen nicht das Wasser reichen, geschweige lassen kann.
Jedenfalls ist in solchen Etablissements für Groß und Klein gleichermaßen gesorgt, alle Größen sollen gleiche Chancen haben und entspannt der Natur ihren freien Lauf lassen können. Demokratie an der Keramik quasi.
An solchen Orten angekommen und zur Tat bereit, beschleicht mich jedes Mal schon beim Öffnen des Hosenstalls das Verlangen, Beethovens Fünfte zu pfeifen. Es ist ja nicht so, dass dieser zutiefst menschliche Akt etwa gar so dramatisch wäre – also wenn man nicht grad mit letzter Kraft den Ort des Geschehens erreicht hat oder die letzten Schritte aus gutem Grunde eher wenig raumgreifend waren, wenn es galt, das Schlimmste zu verhindern. Der Grund des musikalischen Zwischenspiels liegt ganz wo anders.
Es ist die gekonnt platzierte Anordnung der Pissoirs, die dem schnöden Gang zum Urinal einen kleinen Hauch eines Opernbesuchs verleihen.
Ta ta ta taaam.


Waschmaschinen und Zeit

In der Zeit, in der meine Waschmaschine 5 Minuten runter zählt, lernen andere den Partner fürs Leben kennen, verlieben, verloben und verheiraten sich, bekommen Nachwuchs, genießen eine gemeinsame Kindheit, durchleben eine abwechslungsreiche Schulzeit und sind dann jahrelang stolz auf Juniors Matura.

Angeblich sind die Dinosaurier ja deshalb ausgestorben, weil sie vor der Waschmaschine auf das erlösende „Klack-Klack“ gewartet haben. „Ach was, die paar Minuten bis die Waschmaschine fertig ist, die warten wir noch ab und dann gibts Essen.“ waren die letzten Worte der einstigen Herrscher auf dem Erdenrund, ehe sie elendiglich verhungerten.

Sich regen im Regen

„Ob ich noch ein Runderl soll?“
beantwortet mir ein Donnergroll.
„Is’ noch fern.“ Schon zug ich los.
Jetzt steh ich da mit nasser Hos’.
„Wer nass ist, wird nimmer nässer.“
Vom warten wird’s nichts besser.
„Also weiter geht‘s“, was soll ich tun.
Etwa zwischen den Bäumen ruh‘n?

„Ah, da vorn wird’s wieder licht.“
Das kümmert aber Petrus nicht.
„Lass runter, der Natur tuts gut.“
So überspiel ich meine Wut.
„Hmpf, brumpfl, neckl, Zarsch!“
So pfeif ich durch den Maienmarsch.

Geh ich raus im Regenkleid,
ist kein Regen weit und breit.
Und denk man „’s bleibt trocken“
wirst nass bis auf die Socken.

Ein Brückchen zwischen „scheinbar“ und „anscheinend“. Nicht nur für Esel.

Anscheinend ist das mit „anscheinend“ und „scheinbar“ eh ganz einfach, scheinbar ist es aber doch anders – oder eben nicht.
Die Wörter „anscheinend“ und „scheinbar“ sorgen gern für Verwirrung. Wann verwendet man dieses, wann jenes.
Das Wörtchen „scheinbar“ tut nicht nur scheinbar anders, als es zu bedeuten vermitteln mag, es tut dies auch. Denn „scheinbar“ sagt aus, dass eine Sache den Anschein erweckt, es aber komplett anders ist.
Mit dem Wörtchen „anscheinend“ ist es ganz anders. Etwas erweckt einen gewissen Anschein, vermutlich ist es auch so. Sicher ist dies aber nicht. Also die Bedeutung ist schon dergestalt. Aber wenn etwas anscheinend kalt ist, eine Herdplatte zum Beispiel, kann diese aber auch heiß sein. Eine Methode aus der Esotherik, die in medizinischen Belangen nie hilft, bringt hier jedoch sofortigen Kenntnissgewinn: Handauflegen.
Aber wie merkt man sich, wann man „anscheinend“ oder „scheinbar“ zu verwenden hat?
Es ist ganz einfach.
Ich denke an eine Bar mit den Namen „Scheinbar“. Der Name lässt vermuten, dass der Inhaber im vorigen Berufsleben mal einen Frisiersalon mit einem ähnlich kreativen Namen hatte. Man könnte nun als Besonderheit der Bar den Umstand, dass man dort nicht mit Karte zahlen kann, vermuten. So nach dem Motto: Nur Cash is fesch! Es werden nur Scheine angenommen – drum der Name „Scheinbar“. Doch dem ist nicht so. Natürlich wird einem dort auch bargeldlos das Geld aus der Tasche gezogen.
Was aber dann noch offen bleibt, was ist jetzt aber das tatsächliche Geschäftsmodell der Bar, die sich ja so frech und verräterisch „Scheinbar“ nennt?