L’amour- und Lavoir-Hatscher

Eines der schönsten Worte, die das Wienerische im Portfolio hat, ist „L’amour-Hatscher“. Es umschreibt wunderbar das eng umschlungene Tanzen zweier sich sehr zugeneigten Menschen, die zu langsamen Takten sehr nahe an sich rankommen, ohne dass es zum Äußersten kommt. Wenngleich dies in dem meisten Fällen – zumindest einseitig – sehr wohl Sinn und Zweck bzw. Ziel der ganzen Übung ist. Dem ganzen Treiben liegt eine gewisse Eleganz inne, natürlich in Abhängigkeit der Tanzkünste der Ausführenden, wobei hier durchaus eine gewisse Bandbreite zu beobachten ist.
In Sachen Eleganz muss man jedoch beim „Lavoir-Hatscher“ schon genauer hinschauen. Obwohl, lieber nicht. Hier handelt es sich um den eher hektischen, vielmals auch recht unkontrollierten Versuch, sich der rettenden Lavoir zu nähern, um sich dort des Mageninhaltes zu entledigen, welchen man mit erheblichen Mengen alkoholischer Getränke ein wenig aus den Angeln gehoben hat. Auch hier ist das innige Umarmen ein wichtiger Bestandteil des Geschehens.
Es soll auch schon vorgekommen sein, dass an einem Abend sogar beide Hatscher von ein und derselben Person zur Anwendung gekommen sind. Hier ist jedoch die eindeutige Tendenz festzustellen, dass ein erfolgloser L’amour- eher einem Lavoir-Hatscher vorausgeht als umgekehrt.
Mir ist leider keine Statisik bekannt, welche der beiden Hatscher generell öfter von Erfolg gekrönt ist. Was jedoch gesichert scheint, ist die Tatsache, dass sich in diesen und jenden Fällen am nächsten Tag ein großes Bereuen gezeigt hat. Manche lernen daraus. Andere wiederum sind spätestens eine Woche später wieder hatschend angetroffen worden, den einen oder anderen oder gar beide Hatscher ausführend.