Haut.

Kennen Sie das? Irgendwie wird einem die Haut, in der man steckt, zu eng. Man möchte aus ihr fahren, ohne Rücksicht auf Verluste. Aber die Reste der Vernunft, die einem auf der linken Schulter sitzen, geben zu bedenken, dass es eine verdammt schwere Sache sei, in die Haut wieder rein zu kommen. Man solle kurz mal in Erinnerung rufen, wie man damals unbekümmert den Überzug der Matratze waschen wollte und fröhlich und beschwingt das Schaumstoffinnenleben des abendlichen Rückenschmeichlers freilegte, diesen an die Wand zum Durchatmen lehnte und die stoffliche Hülle ein paar Runden in der Waschmaschine hat fahren lassen. Ein hämisches Kichern der Unvernunft säuselt von der rechten Schulter rüber. Auch meine Fingerknöchelchen erinnern sich. Sie hatten beim Versuch, die Matratze, nachdem der Überzug wieder frisch und prospektfotobereit war, eine ordentliche Abreibung bekommen, denn den Schaumstoffkern einer Matratze in eine Hülle zu bekommen, die beim Waschen das machte, was manche Stoffe bei hochtemperierten Waschgängen halt so tun – nämlich eingehen, ist eine schweißtreibende Aufgabe, fast eine der Unmöglichkeit. Doch, begleitet vom inbrünstigen Zitieren des Schimpfwörterbuches, habe ich es dann doch geschafft, den Elefanten durchs Nadelöhr zu bugsieren. Never again. Aus der Haut fahren zerstört Haut. Und wenn’s nicht die ist, aus der man gefahren ist, dann die, die den Ausgefahren wieder in die Haut zurück stopft. Aber manchmal ist man eben knapp davor. Man fährt da und dort kurz mal aus. Nicht ganz, nein. Und wenn’s nur ein Stückl ist: Es tut nie gut. Es schafft Risse. Es dehnt, verzerrt, macht labbrig und unförmig. Es bringt einen aus der Form, die man ja eigentlich ja doch bewahren möchte. Ist man dann gefangen in seiner Haut? Eingeschlossen in einer Hülle, die da und dort Notausgänge, Fluchtwege oder einfach einen Balkon brauchen würde, auf dem man, auch als Nichtraucher, mal kurz eine rauchen kann. Vielleicht sind die ja eh da. Irgendwo.

 

Tür auf!

Den Freitagstextenden stehen ja seit immer schon Türen und Tore offen. Zu Ruhm und Ehre. Zu Glanz und Gloria. Zu Dings und Dangs. Und allem, was man sich sonst noch so wünscht. Allerdings nur, wenn man auch mitmacht. Diese Mühen muss man schon auf sich nehmen – weil ohne nix gibt’s nix. Das taten auch gleich drei nette (das unterstelle ich jetzt mal einfach so freihändig) Menschen und schucken Bildtitel ins Rennen, die allesamt würdig waren, den Pixelhaufen als typographischer Unterbau zu dienen.

Wie immer hab ich eine zutiefst subjektive Auswahl getroffen und einen Bildtitel gewählt, der nicht nur zum Schmunzeln anregt, auch längst vertrocknete Ohrwürmer Leben einhaucht und den Blick fürs Detail der Sturmwarnung freigelegt hat:

Tag der offenen Häusltür

„Wenn die Elisabeth
nicht so schöne Häusln hätt…“

Die gute Sturmwarnung wird also – so hoffe ich – am Freitag die gute alte Tradition des Freitagstextens vorsetzen. Ich freu mich schon.

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