Der Charme von Umwegen erschließt sich einem nur, indem man sie geht.

Den Heimweg mit einer Handvoll Bim-Stationen antreten? Oder vielleicht doch zu Fuß gehen? Zeit hatte ich und das Wetter war fein. Also los. Und so schlupf ich in kleine Gässchen meiner erweiterten Hood und entdecke da und dort was, was es wert ist, kurz mal stehen zu bleiben und die neuen Blicke auf die Stadt wirken zu lassen. Dann wieder gedankenversunken weiter und an einem ehemaligen Bürogebäude vorbei kommen, die Firma gibt’s schon lang nimmer. Aber die Fassade, die ist immer noch markant und unverkennbar. Vorgärten, gepflegt und wild, Kleingstätten und Asphaltwüsten wechseln einander ab. Dazwischen verzücken Klingelschilder, die einen mit interessanten Namen, die anderen mit streng hierarchischen Strukturen. Die kleinen Wohneinheiten verraten, dass ich dem Stadtrand schon nahe bin und diplomatische Lösungen für die dort eher sehr entspannte Parkplatzsituation eher ungewünscht sind. Der Parkplatz vorm eigenen Haus ist ja doch noch das heilige Kalb für des Österreichs liebsten Haustier – dem Automobil. Schließlich muss ich dann doch dem wilden Michtreibenlassen Einhalt gebieten und streng zu mir sein – heimwärts! Und da liegt Sisis und Franzls Wohnzimmer dazuwischen, durch deren Guckfenster ich einen erfrischenden Blick nehmen durfte. Ein Textfragment noch, das mir einen lieb gewonnenen Ohrwurm durch die Gehörgänge fleuchen ließ, hat den Umweg mir noch versüßt.

Schampagner!

Es darf entkorkt werden. Und zwar aus gutem Grunde. Denn die Pokalisierung der dieswöchigen Freitagstexterei steht an – und da waren feine Beiträge mit dabei.
Hubbie hat mit „Da hat wohl ein Moralapostel den Swingern ein böses „U“ gestohlen….“ an den Rechtschreibteufel geglaubt. Oder auch die werte Lakritze, die mit dem äußerst charmanten „Wer hätte das gedacht, daß die Seilbahn zur Sprungschanze auch Verlierer transportiert.“ schon sehr hoch rauf aufs Siegertreppchen sprang.
Um einen Hauch eines Deuts höher kam der gute Dieter Schlabonski (bei dem ich immer verdammt aufpassen muss, dass ich nicht wieder Schablonski schreib‘, sonst ist er mir vielleicht mal barsch), der einen ähnlichen Gedanken mit mir teilte, welcher sich auf Grund unser unterschiedlicher Provenienz nur marginal unterschied.
Er nagelte einen kritischen Gedanken unter das Freitagstexterbild der Woche. Und den fand ich sehr, sehr treffend. Aber lest selbst.

Bild
Neue Einrichtung im Bundestag. Wer Flüchtlinge im Mittelmeer ersaufen läßt; wer Klinikpersonal keine Boni zahlt, aber mit 9 Mrd € eine Fluglinie retten muß; wer Schweine noch etliche Schweineleben in Käfigen vegetieren läßt und wer „gleichzeitig“ 2022 aus der Atomkraft und 2038 aus der Kohle aussteigt — bitte hier entlang.

Der Konvoi der FreitagstexterInnen darf also die John-Denver-CD reinlegen und genussvoll rüber zum Dieter Scha äh Schlabonski tuckern. Dort wartet eine neue, fette Fracht, die ihren Weg durchs Netz finden wird.